Wohin mit dem Ärger?

altes Fahrrad aus dem Kanal

Ein Gespräch im Beruf, in der Partnerschaft, Anspannung, vielleicht geht es um etwas Wichtiges, ein Wort gibt das andere, das Gespräch läuft aus dem Ruder, wird für mich bedrohlich, ein Wortgefecht, muss mich verteidigen, starte Angriffe…
Glücklich, wer erkennen und sagen kann: «Für mich läuft das Gespräch aus dem Ruder, ich brauche eine Pause, möchte für mich Klarheit gewinnen, vielleicht können wir das Gespräch zu einem anderen Zeitpunkt fortsetzen und neu starten.»
Dann, alleine, erst einmal tief durchatmen, vielleicht ärgere ich mich, dass ich mich vor dem anderen Menschen so echauffiert habe. Vielleicht ärgere ich mich über meine(n) Gesprächspartner*in, wie konnte der/die nur so zu mir sein.
In so eine Situation geraten zu sein ist menschlich und doch schmerzlich. Wie kann ich damit umgehen und beim nächsten Mal anders agieren.

Waren Sie schon mal in so einer Situation? Bevor Sie sich an eine Situation erinnern, stellen Sie sich vielleicht vor, wie Sie ein guter Freund eine gute Freundin begleitet. Vielleicht ist es jemand den Sie kennen, vielleicht ist es auch ein Idealbild, das Ihnen im inneren Dialog zur Seite steht und sagt: Du bist ok. Ich stehe zu Dir. Kinder haben noch diese Fähigkeit einen starken Begleiter zu imaginieren, der Ihnen in allen Lebenslagen mit Superkräften beisteht und sie unterstützt und sagt: «Hey, Du bist o.k.»
Wenn Sie wollen, können Sie sich an so eine Situation erinnern und sich Schreibzeug nehmen und aufschreiben, was wichtig war und vielleicht immer noch wichtig ist. Was war Ihnen in der Situation wichtig, was hätten Sie gerne bekommen. Was war Ihnen wichtig, was wollten Sie erreichen, was sollte nach dem Gespräch anders sein?
Nehmen Sie sich Zeit zu erinnern. Möglicherweise kommt etwas von dem Ärger zurück, den Sie hatten und Ihr Freund, Ihre Freundin sagt :»Ich kann Dich verstehen, das ist menschlich, mir ist es auch schon so gegangen und weißt Du was, ich hatte Glück, am nächsten Tag war Sperrmüll und ich konnte meinen ganzen Ärger vor die Tür stellen. Ich habe mir ein großes Taschentuch genommen, mich neben den Ärger gestellt und ihn nochmal ordentlich beweint. Und ob Du es glaubst oder nicht, am nächsten Morgen war die Fuhre weg. An dem Baum neben der Stelle an die ich meinen alten Ärger entsorgt hatte hing ein Zettel, darauf stand: «WIR entsorgen Ihren Ärger, sorgen SIE für Ihre Bedürfnisse.» Ich ging weg und fragte mich: «Wie soll das gehen, für meine Bedürfnisse sorgen?
Am nächsten Morgen kam ich wieder an dem Baum vorbei und der Zettel hing noch dort. Ich wollte schon weiter gehen, als ich bemerkte, dass es ein anderer Zettel war. Auf dem stand: «Kennst Du Deine Bedürfnisse?» Ich dachte o.k. – Neugierig eilte ich am darauffolgenden Morgen wieder zu dem Baum, in der Hoffnung den Aufhänger der Zettel zu treffen und tatsächlich traf den alten weisen Mann/ die weise Frau /eine Person der/die gerade den nächsten Zettel mit der Frage «Spürst Du Deine Bedürfnisse?» aufhing. Ich war verdutzt und sagte: «Wo kann ich Bedürfnisse spüren? Im Fuß, im Kopf, im Knie, im Hals, im Bauch? Hä? Die Person antwortete: «Wie spürst Du, dass Du Hunger hast, dass der Schuh drückt, Du traurig bist, Dir Kalt ist. Was brauchst Du, wenn Dir kalt ist?» «Ja klar, eine Jacke, etwas zu essen, eine Umarmung…»
Die Person fragte weiter: «Und was hast Du in dem Gespräch von dem Du Deinen Ärger entsorgt hast noch gefühlt, was war Dir wichtig? Vielleicht fragst Du Dich vor Deinem nächsten Gespräch, was Dir wichtig ist. Das ist dein Bedürfnis und Du darfst für Dein Bedürfnis sorgen. Das ist o.k. und Du kannst spüren, dass es o.k. ist. Du akzeptierst Dich mit Deinem Bedürfnis.
Und wenn Du Dich mit Deinem Bedürfnis gut fühlst, fragst Du Dich vielleicht auch, was dem/der anderen wichtig ist. Manchmal hilft es das Bedürfnis des anderen einfach erst einmal nur zu akzeptieren. Zu sagen aha, o.k. das ist dir also wichtig. Und vielleicht besprecht ihr, wie ihr mit euren vielleicht verschiedenen Bedürfnissen zu einer gemeinsamen Lösung kommt, mit der ihr euch beide gut fühlt. Und vielleicht braucht ihr dafür Zeit und noch ein neues Gespräch.